In dieser Woche hat der Vorstand der IG Metall die Forderungen der bundesweiten Tarifkommissionen bestätigt. Und diese sind sich einig: 6,5 Prozent mehr Geld muss her. Dazu 170 Euro mehr für die Auszubildenden, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Zudem braucht es wirksame Komponenten für belastete Beschäftigte.
Zahlreiche Unsicherheiten prägen aktuell die wirtschaftliche Lage in Deutschland. Auch bei der Frage der zukünftigen Preisentwicklung ist ein Ausblick schwierig. Dagegen sind die Werkstätten sehr gut ausgelastet und es wurde letztes Jahr gutes Geld im Kfz-Gewerbe verdient. Da macht Niedersachsen keine Ausnahme. Im Gegenteil: „Laut Mitteilung der Landesinnung Niedersachsen-Bremen liegen allein die Nutzfahrzeugabsätze in Niedersachsen über dem bundesdeutschen Trend. Mit einem Plus von knapp 20 Prozent erreicht man hier überdurchschnittliche Zahlen. Zusammen mit der konstant hohen Werkstattauslastung, gibt das Spielraum für ordentliche Entgelterhöhungen“, so Markus Wente, Verhandlungsführer in Niedersachsen.
Noch immer hängt die Kaufkraft der Beschäftigten im Kfz-Gewerbe der Zeit vor der rasenden Inflation der vergangenen Jahren hinterher. „Die Geldbeutel sind kleiner geworden, das spüren die Kolleginnen und Kollegen jeden Tag. Da verwundert es nicht, dass auch die Nachfrage in Deutschland nicht wieder ins Laufen kommt. Wir haben hier noch einen deutlichen Nachholeffekt“, so Wente weiter. Diesen Nachholeffekt haben die Autohäuser bereits wieder aufgeholt: allein von 2017 bis 2023 stiegen die Stundenverrechnungssätze um durchschnittlich 40 Prozent. Die Entgelte stiegen im gleichen Zeitraum nur knapp um die Hälfte.
Auch bei den Ausbildungsvergütungen droht dem Kfz-Gewerbe abgehängt zu werden: Nicht nur die Industrie, auch andere Handwerksbranchen haben das Kfz-Handwerk bei der Ausbildungsvergütung überholt. Neben dem Wettbewerbsfaktor auf dem Arbeitsmarkt, spüren insbesondere die Auszubildenden den finanziellen Druck. Wente: „Die Auszubildenden werden im Schnitt immer älter. Ich habe meine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker noch mit 16 Jahren begonnen. Der Durchschnitt liegt heute bei knapp über 21 Jahre. Da wohnt es sich nur noch selten bei den Eltern, das Argument zieht nicht mehr! 170 Euro mehr sind daher absolut angemessen.“

Entlastung für besonders belastete Beschäftigte: individuelle Lösungen für jede Lebenssituationen
Wer kennt es nicht? In jungen Jahren will man Geld verdienen. Man ist gesund und die Welt steht einem offen. Später gründet man eine Familie und braucht Zeit für die Kinder. Und Arbeiten bis zum 67. Lebensjahr? Im Handwerk? Für viele – auch für Max – ist das nicht vorstellbar. Es braucht daher individuelle Lösungen für mehr Entlastung in besonderen Lebenslagen. „Die Umfrage der vergangenen Wochen hat gezeigt, dass neben dem Thema Geld auch die hohe Arbeitsbelastung in den Autohäusern ein Thema ist. Ob Arbeitsverdichtung im Kundenservice, dem Backoffice, oder Überstunden in der Werkstatt: die Kolleginnen und Kollegen laufen am Limit. Dann aus der Politik zu hören, wir müssten alle nur ein bisschen mehr Arbeiten, dann läuft das wieder, ist dabei purer Hohn. Und bis 67 durchzuhalten ist für viele, insbesondere in den Werkstätten undenkbar. Rentenkürzungen sind die Folge“, fasst Markus Wente die Situation zusammen.
In den kommenden Verhandlungen macht sich die IG Metall daher nicht nur für ein deutliches Entgeltplus stark, sondern auch für Entlastungskomponenten: „Das Tarifergebnis soll eine spürbare und wirksame Entlastung in den Arbeitswelten der tarifgebundenen Autohäuser enthalten. Die Kolleginnen und Kollegen gehen am Limit. Wenn die Chefs ein Interesse daran haben, ihre Beschäftigten möglichst lange im Arbeitsleben und den Autohäusern zu halten, brauchen wir hier Lösungen. Ich könnte mir vorstellen, dass wir eine Lösung finden, die die Entscheidungsfreiheit der Beschäftigten einbezieht, zum Beispiel bei der Frage zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit“, fasst Wente den aktuellen Diskussionsstand in den Tarifkommissionen in der Bundesrepublik zusammen.
Ende März starten die ersten Verhandlungen. Ab April sind dann Aktionen und Warnstreiks möglich. Du bist bereits Mitglied und unterstützt unsere gemeinsame Forderung? Dann sprich mit deinen Kolleginnen und Kollegen an der Hebebühne oder dem Schreibtisch nebenan und überzeuge sie ebenfalls Unterstützer und Mitglied der IG Metall zu werden. Denn es kommt nicht darauf an, was wir wollen, sondern was wir am Ende des Tages durchgesetzt bekommen! Jetzt Mitglied werden: Onlinebeitritt